Bloggerin Zaitouneh, ausgezeichnet mit dem Sacharow-Preis, lebt versteckt in Syrien, in relativer Si
Damaskus – Frau Zaitouneh, der Sacharow-Preis des EU-Parlaments 2011 hat Sie international bekannt gemacht. Gibt Ihnen das Schutz, oder macht es Sie erst Recht zur Zielscheibe?
Niemand in diesem Land hat irgendwelchen Schutz.
Beschreiben Sie uns bitte den Alltag in Syrien.
Ich bin in Damaskus und lebe, wie ich es in den vergangenen zwölf Monaten getan habe: im Versteck, in relativer Sicherheit. Ich kann nicht für Menschen sprechen, die in Homs, Idlib oder Hama und sogar in manchen Vororten von Damaskus jeden Tag die Hölle erleben. Die Gewalt des Regimes dauert an, täglich sterben Menschen, es ist ein Belagerungszustand, es gibt kaum medizinische Versorgung und zu wenig Essen. In Damaskus sieht man tausende Familien, die aus ihren Städten geflohen sind. Sie haben alles verloren.
Wie sehen Sie die Haltung der Weltgemeinschaft?
Die Geschichte wird sich daran erinnern, dass die Weltgemeinschaft nichts getan hat, um unser Volk zu retten. Es wird auch ein für alle Mal klar, dass all die hehren internationalen Prinzipien nichts als Müll sind. Sie zählen nichts mehr, sobald politische und wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen.
Dank der Friedensinitiative von Kofi Annan sind immerhin UN-Beobachter im Land.
Ich weiß nicht, ob tatsächlich jemand ernsthaft glaubt, dass 300 Beobachter etwas erreichen können. Sie haben keine Befugnisse, außer zu beobachten, und man stellt fest, einen Monat nach Beginn der Initiative: Das Töten geht weiter.